Der Countdown, noch vier Wochen

        

Der Countdown ist gestartet, der letzte Schwangerschaftsmonat ist angebrochen. Januar oder Februar?
Nach dem letzten Frauenarzt Termin klingelt direkt am Folgetag das Telefon. Da es mir in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen unglaublich schlecht geht, mit Übelkeit und Erbrechen, schickte die Ärztin mit Dringlichkeit Blut raus. Resultat? Schilddrüsenwerte sind völlig im Eimer und Tabletten Einnahme erforderlich. Auch das noch! Immerhin wäre das eine Erklärung…
Ich fange an Himbeerblättertee zu trinken. Ob er etwas bewirkt? Ein Versuch ist es ja wert. Immer wieder habe ich leichte Wehen, aber noch ist es nichts halbes und nichts ganzes. Wir ershoppen noch ein paar Kleidungsstücke in Anfangsgrösse auf dem Babyflohmarkt, das letzte Mal wird der Ansatz nachgefärbt und die Nägel erneuert.
Langsam verschwindet die 2 aus dem Countdown und wir nutzen die Chance, um noch ein Babybauchshooting zu machen. Lange haben wir überlegt, aber da wir bei der Maus schon keins machten, wäre es schade, es auch diesmal zu verpassen.
37+2 bin ich heute, wir packen Schnullerkette und kleine Schühchen ein und posieren über eine Stunde für den Fotografen. Das aussuchen der Bilder fällt schwer und mir fällt erst jetzt so richtig auf, was ich da eigentlich für eine riesige Kugel vor mir herschiebe…
Der kleine Mann hat immer wieder öfter Schluckauf und beschert mir Wehen vom Feinsten. Regelmäßig und ganz schön Aua… Da wird doch nicht? Aber Nein, stattdessen weckt mich am Morgen wieder die Übelkeit. Kaum ist der Mann aus dem Haus, muss ich mich übergeben, habe Wehen, Bauchkrämpfe und bin kaum noch fähig, mich um die Maus zu kümmern. Das Handy wird gezückt und der Mann von der Arbeit geordert. „Geht es los?“ – Schön wär’s…
13 Tage vor ET steht wieder Vorsorge bei der Frauenärztin an. Das CTG zeigt regelmäßige Wehen und die Untersuchung macht Hoffnung. Der Muttermund ist 3cm auf! Die Ärztin löst die Fruchtblase vom Muttermund, in der Hoffnung, dass sich Wehentechnisch noch ein wenig was tut… Und das tut es. Es tut höllisch weh und kaum zuhause verliere ich den Schleimpropf…
Direkt 2 Tage später muss ich wieder in die Praxis. Diesmal aber ganz ohne Termin, denn seit dem Vortag habe ich schlimme Bauchschmerzen und auch im allgemeinen geht es mir einfach nur schlecht. Der Mann geht nicht zur Arbeit, wir geben das Mäuschen bei meinen Eltern ab und machen uns auf den Weg. Ich komme direkt ans CTG und die Bauchschmerzen entpuppen sich als regelmäßige Wehen. Auf einmal geht alles ganz schnell. Die Arzthelferin kontrolliert den Blutdruck, ist direkt alamiert und ein Gespräch mit der Ärztin folgt. Aufgrund dessen, dass es mir so schlecht geht, die Wehen regelmäßig sind und der Blutdruck viel zu hoch ist, schickt sie mich ins Krankenhaus, diese sollen die Wehen anstupsen, denn so kann es nicht weiter gehen. Ein langer Text steht auf der Einweisung und eine Einleitung soll erfolgen – Spätestens jetzt steigt mein Blutdruck wohl noch höher…
Im Krankenhaus folgt ein weiteres CTG mit demselben Ergebnis wie in der Praxis. Regelmäßig, aber für eine Geburt noch zu schwach. Man nimmt mir Blut ab und es werden sämtliche Werte kontrolliert. Es folgt ein ewiges warten und die Aussage, dass man mich stationär aufnehmen möchte, um den Blutdruck weiterhin zu kontrollieren. Aber ich bin doch hier, um die Wehen anzustupsen!
Um 20 Uhr bekommen wir endlich eine Ärztin zu sprechen und ich möchte einfach nur nach Hause. Zwischendurch wurde der Blutdruck wieder kontrolliert und diesmal ist er völlig im Normalbereich. Auch die ersten Werte des Labors sind gut, doch dann spricht die Ärztin das aus, was ich schon vor Wochen befürchtete… Es besteht Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung. Das sitzt. Ich muss schlucken. Dennoch ist der Wunsch nach Hause zu fahren, größer, als alles andere. Sie wollen keinesfalls einleiten, würden mich aber tagelang auf Station behalten, um den Blutdruck im Auge zu haben. Ich kann es einfach nicht, das vermissen der Maus ist groß und so verbleiben wir, dass ich zuhause messe und bei dem kleinsten Anzeichen wieder im Krankenhaus stehe. Was für ein Tag!
Spätestens jetzt bin ich am Ende. Meine Nerven sind hinüber und ich könnte mich den ganzen Tag weinend im Bett verkriechen. Gesundheitlich bin ich über meine Grenze gegangen und so soll es nun noch 2-3 Wochen weiter gehen? Und das mit diesem Verdacht im Hinterkopf?
Es ist Samstag und mehr als zuhause auf dem Sofa zu kuscheln, passiert nicht. Der Vortag hängt mir nach und am Abend google ich nach anderen Krankenhäusern. Ich lese, zeige dem Mann den Bericht des Krankenhauses und auf einmal kommt die leise Idee, doch mal dort hinzufahren. Eine zweite Meinung einholen, nochmal kontrollieren lassen, was nun sein könnte und die Situation erklären.
Am nächsten Morgen fragt die Maus, ob wir zur Oma fahren können, damit sie dort schlafen kann. Oft erzählten wir ihr, dass sie dort die Nacht verbringt, wenn das Baby sich auf den Weg macht und es herrscht riesen Vorfreude bei ihr. Diesmal kommt ihre Frage aus dem Nichts. Weiß sie etwa mehr als wir? Schon vor dem positiven Test rief sie „Baby!“, einige Minuten später verfärbten sich 2 Streifen rosa…
Lange überlegen der Mann und ich hin und her, ob wir nochmal den Schritt ins Krankenhaus wagen sollen. Ja, Nein, vielleicht… Und entscheiden uns für „Ja“.
Und so verbringen wir den Sonntag mal wieder im Krankenhaus. Es wird erneut ein CTG geschrieben, direkt im Kreissaal. Nicht eine einzige Wehe zeigt sich, aber immerhin erhasche ich so einen Blick auf die Räume. Ob ich vielleicht doch hier entbinden sollte? Das andere Krankenhaus kennt man, die Maus kam dort zur Welt, aber ist dieses hier nicht vielleicht besser? 2 Wochen vor ET kommen Zweifel in mir auf…
Eine Ärztin macht Ultraschall, dem Baby geht es gut und wird auf 3300g geschätzt. Die Plazenta zeigt leichte Verkalkungen, Fruchtwasser ist völlig in Ordnung und aus medizinischer Sicht spricht nichts für eine Einleitung. Wäre der Verdacht der Vergiftung nicht da, denn 2 der getesteten Werte sind grenzwertig. Ob eine Einleitung aber stattfinden kann, aufgrund meiner Gesundheit und den schlechten Werten kann aber nicht sie entscheiden, das müsste mit den Obersten abgeklärt werden.
Die Ärztin notiert sich alles und bittet uns, direkt am nächsten Morgen im Kreissaal anzurufen, um das Ergebnis zu erfahren. Mit gemischten Gefühlen fahren wir nach Hause, mit einer leichten Hoffnung, ein wenig Angst und vielen Gedanken im Kopf. Wird eingeleitet? Wird es spontan los gehen? Werde ich am Ende doch noch über den Termin gehen? Ist die Vergiftung nun da oder ist sie es nicht? Wo soll ich entbinden? Und wie wird es mir noch ergehen, bis das Baby zur Welt kommt? Fragen über Fragen. Wir gehen ins Bett und keiner von uns rechnet wirklich damit, was am nächsten Tag passieren soll…
Um 8 Uhr greift der Mann morgens zum Telefon und wählt die Nummer des Kreissaals. Er meldet sich mit unserem Nachnamen und braucht gar nicht weiterreden. Wir sollen vorbei kommen, es wird eingeleitet. Mit diesen Worten weckt er mich und ich brauche einen Moment, bis ich es realisiere. Wirklich jetzt? Einleitung? Heute? Gleich? Ich fasse es nicht. Ich rufe meine Mutter an, ich greife mir mein Handy und schreibe den Mädels über WhatsApp. Mir schiessen Tränen in die Augen, so unfassbar ist die Situation. Bald habe ich ein Baby im Arm!…


(Oben: Babybauch bei 36+4SSW, Babybauchshooting (37+2SSW) und Wehen bei 38+1 / Unten: Babybauch bei 38+1SSW und Wehen bei 38+3)


(Oben: Das letzte Bauchbild: Babybauch bei 38+6, bevor wir zur Einleitung ins Krankenhaus fuhren)

Hier geht’s zu den vorigen Blogpostings zur Schwangerschaft:
„Von Wehen, Weihnachten und Grenzen“ – Vorzeitige Wehen – Ein Silvesterkind?
„Halbzeit!“ – Die Halbzeit ist erreicht und es gibt 3D Bilder
„Die Babywelt ist Blau“ – Das Outing – Mädchen oder Junge?
„4 zu 0 und ein Pünktchen für uns“ – Der erste Frauenarztbesuch
„Lasst das hibbeln beginnen – Oder so ähnlich“ – Der positive Test
„Aus 3 mach 4 – Ein kleines Herzchen“ – Schwanger!