Das dritte Wunder

        

2024 hält ein besonderes Abenteuer für uns bereit und wird unser Leben ganz schön auf den Kopf stellen… Wir bekommen noch ein Baby! Noch einmal Windeln wechseln, schlaflose Nächte, kleine Füßchen, das erste Lächeln, Patschehändchen, Kinderwagen schieben und die Trage ausführen. Winzig kleine Kleidung, andauernd ausgezogene Söckchen, Babyduft und das Wunder der Geburt. Wir freuen uns so sehr ❤️

Damals bei J. ging alles ganz schnell. Pille abgesetzt und sofort im ersten Zyklus schwanger. Hibbelzeit? Fehlanzeige. Tja und dann kam der Wunsch nach Nummer 3. Unregelmäßiger Zyklus, gesundheitliche Probleme und als wir das endlich in den Griff bekamen, warteten wir Monat für Monat.
Keine Ovulationstest, kein Temperatur messen, kein testen vor der Periode. Lediglich auf die Zeitspanne achten, die rein rechnerisch den Eisprung vorhersagt. Kein Symptome deuten und verrückt machen. Bis dieser eine Monat kam… Fast ein Jahr haben wir gehofft und irgendwie konnte ich diesmal nicht abwarten und testete einen Tag vor der Periode, völlig symptomfrei. Vor Ewigkeiten hatte ich Tests gekauft, die so lang im Schrank schlummerten, dass sie abgelaufen waren. Erst wollte der Test nicht vernünftig durchlaufen, dann kam ein zweiter Strich. Zumindest ein Schatten, mit ganz viel Fantasie, Augen zusammen kneifen und mit perfekten Lichteinfall. Verdunstungslinie, wahrscheinlich. Zur Sicherheit machte ich am nächsten Morgen noch einen – Negativ. Ich war wütend auf mich selbst, dass ich mir unnötig Hoffnung gemacht hatte, dass ich nicht abgewartet habe und dass es auch diesmal nicht geklappt hat. All die Traurigkeit brach aus mir heraus. Und doch ließ mir das Thema keine Ruhe, als Tage später meine, sonst so pünktliche, Periode nicht kam. Jetzt auch noch Zyklus Probleme? Ich machte einen Frühtest, negativ, und einen Normalen, ein hauchzarter zweiter Strich, kaum erkennbar. Am Abend testete ich wieder – Ganz zart positiv. Und am nächsten Morgen. Wieder positiv… Aber so richtig glauben konnte ich es nicht, waren die Tests doch alle schon Ewigkeiten im Schrank. Um wirklich Gewissheit zu haben, fuhren der Mann und ich los, kauften 2 weitere Tests und auch diese bestätigten das, was wir uns ein Jahr lang wünschten: Ich bin tatsächlich schwanger. ❤️

Ich bin wahnsinnig aufgeregt, sind wir doch schon so lang aus dem Baby Game raus. Die Kinder sind 11 und 8, selbstständig und die Zeit, in der man in den Schlaf schaukelte, Windeln wechselte und Milch fütterte, so weit weg. Tja, einmal alles auf Anfang bitte! Wir freuen uns so sehr und können es nach so langer Hibbelzeit kaum fassen, dass es endlich geklappt hat. Kleines Wunder, wir sind so gespannt auf dich.

Sollen wir oder sollen wir nicht?

        

Dieser Blogpost hing lange, sehr lange, in den Entwürfen. Genauer gesagt, seit 2 Jahren. Ja, daran merkt man dann doch, dass es hier sehr lang still war. Aber dennoch möchte ich ihn mal publizieren – Es geht um das Gedankenwirrwarr „Ja, Nein, Ja, Nein, Vielleicht, sollen wir?“, was wir, oder ich, vor dem Mini hatten und wie es dann letztendlich kam…

Als die Maus langsam in ein gewisses Alter kam und so gar nicht mehr das kleine Baby war, war uns relativ schnell klar, dass wir all das nochmal wollen. Nochmal warten, dass der Bauch wächst, beim Frauenarzt hibbeln, welches Geschlecht das kleine Menschlein hat und die Tage zählen, bis zum Tag X. Der Tag, der alles verändert, an dem die Zeit für einen Moment still steht und man in einem Rausch aus Liebe und Glück ist. Wir wollten ein zweites Kind. Lange überlegten wir, wann der passende Zeitpunkt dafür wäre. Welches Alter ist ideal, um große Schwester zu werden? Ist sie noch zu klein, um all das zu begreifen? Sollten wir noch warten, bis sie älter ist? Aber da war etwas, dass uns sagte, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Die Sehnsucht nach einem Baby wurde immer größer und das Herz pochte beim Gedanken daran laut. Wir setzten uns eine Deadline. „Nächstes Jahr setze ich die Pille ab…“
In meinem Kopf gab es einige Monate lang reinstes Gedankenwirrwarr. Das Jahr war so ziemlich das schlimmste, was uns seit langem geschehen war und alles, was schief laufen konnte, ging schief. Schicksalsschläge ereilten uns und das Jahr war durchgezogen von Tränen, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut und zerplatzter Hoffnung. Es war ein scheiss Jahr. Und genau aus diesem Grund blockierte mein Herz, trotz größtem Wunsch, den Gedanken, schwanger zu werden. Am liebsten, da hätte ich sofort ein Baby unter dem Herzen getragen. Aber der Moment, der war falsch. Dachte ich zumindest. Ich hatte Angst, dass auch das ein bitteres Ende nehmen würde, wo doch alles in dem Jahr schrecklich war und eine Bombe nach der anderen zerplatzte. Ich hatte einfach Angst. Wahnsinnige Angst.
„Weisst du, was ich hoffe? Ganz ehrlich? Dass dieses Jahr bald vorbei ist, damit du schwanger bist.“ Oft unterhielten wir uns darüber, machten Pläne, dachten über die Zukunft nach und wie es wohl werden wird. Wir kauften eine letzte Pillen Packung, das Jahr endete und in der Silvester Nacht hatte ich nur einen Wunsch: Im nächsten Jahr mit der Maus, einer Babykugel und dem Mann ins neue Jahr starten. Was ich da noch nicht wusste: Dieser Wunsch sollte in Erfüllung gehen…
Es kam der Tag, an dem ich die letzte Pille nahm. Sollte es nun wirklich ernst werden? Während ich mir Gedanken machte, ob ich in einigen Monaten überhaupt schwanger wäre, war sich der Mann da sicher. „Falls ich bis dahin-…“ „Du bist im September schwanger!“, solche Monologe fielen bei uns. Ich tat nichts. Lediglich die Pille absetzen. Ich nahm keine extra Vitamine, keine Folsäure, errechnete nichts, vertraute auf keine Teststreifen und habe keine Temperatur gemessen. Lediglich eine App hatte ich – Weil ich sie sowieso auf dem Handy hatte, um zu sehen, wann meine Periode einsetzen müsste und eine Kontrolle darüber zu haben, regelmäßig die Pille einzunehmen. Dort standen meine fruchtbaren Tage und der Eisprung – Darauf achten wollten wir aber nicht. Wir wollten uns keinen Druck machen und das ganze Thema entspannt angehen: Wenn es passiert, ist es schön. Wenn nicht, dann vielleicht im nächsten Monat.
Der erste Monat begann. Vielleicht war es, weil ich nach jahrelangem einnehmen die Pille nicht mehr schluckte, oder weil ich erstmal’s mehr drauf hörte, was in meinem Körper grad passiert. Ich fühlte ein ziehen im Unterleib, unmöglich, es zu ignorieren. Die App sagte mir, dass ich am Tag des Eisprungs angekommen war. War das ziehen deswegen?
Meine Periode stand bevor. Und sie kam nicht. Während der Mann hibbelte und breit grinste, wurde ich immer missmutiger und war genervt davon, dass, kaum war die Pille weg, sich alles verschob und meine Tage später kamen. Muss das denn nun wirklich sein? Nichtsdestotrotz kauften wir einen Schwangerschaftstest, denn die Blutung blieb aus.
Es war spät am Abend und dank dem Mann fing ich nun doch an zu hibbeln. Sollte es wirklich sofort geklappt haben? Niemals. Nicht auf Anhieb, nicht im ersten Monat. Vielleicht in 2-3, aber noch nicht jetzt. Oder doch?
Als ich meine Pillenpackung beendete, kaufte ich einen Haufen günstiger Teststreifen – Für genau so einen Fall. Um Gewissheit zu haben, ob sich der Zyklus lediglich verschoben hat. Es war einfach noch zu lang bis zum nächsten Morgen; „Mach doch jetzt schon – Wenn der Günstige positiv ist, kannst du den „Richtigen“ ja morgen früh machen.“ Klingt vernünftig. Also riss ich die kleine Packung auf, nahm den Teststreifen heraus und verschwand im Badezimmer. Mein Herz pochte auf einmal bis zum Anschlag. Kaum benutzt, verfärbte sich der Teststreifen auch schon. Einfach zur Seite legen und nach ein paar Minuten wieder rauf schauen, konnte ich einfach nicht, also hielt ich den Streifen in meiner Hand und beobachtete, wie die Linie blitzschnell erschien… Und sich daneben eine Zweite bildete. Es war nur ein Hauch, aber dennoch deutlich zu sehen. Viel zu früh für eine Verdunstungslinie und absolut sichtbar. 2 Striche.
Mein Herz klopfte noch lauter und ich war völlig fassungslos. Darauf war ich nicht vorbereitet. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht, dass aus dem hibbeln so schnell Ernst wird. Dass die Planung endet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Kein Monatelanges enttäuscht sein, weil die Blutung einsetzt oder der Test negativ ist, kein warten, hibbeln, Tage zählen und nervös sein. 2 kleine Striche und die Gewissheit, dass es kein Zurück mehr gibt. Wir bekommen noch ein Baby…
Am 24.April gab es keine Pille mehr – Am 28. Mai wurde der Test positiv.
Mit dem Test in der Hand ging ich zurück ins Wohnzimmer, aufgeregt, mit Tränen in den Augen und schiefem Grinsen wünschte ich dem Mann alles Gute zum Vatertag – Der war nämlich am nächsten Tag… So wirklich glauben konnte ich es noch nicht, also sollte der „teure“ Test am nächsten Morgen absolute Gewissheit bringen. Aber irgendwo in meinem Herzen wusste ich trotz all der Zweifel, der Richtigkeit des Tests, schon jetzt: Da wächst ein kleines Wunder in meinem Bauch. Ein Wunder, was es verdammt eilig hatte, zu uns zu kommen, nachdem wir es uns Monatelang herbei gewünscht hatten und doch gewartet haben. Vielleicht sollte einfach nicht noch mehr Zeit verstreichen. Vielleicht wollte dieses kleine Wesen uns wieder Lachen schenken, die Tränen der vergangenen Monate wegwischen und das Jahr zu einem Besonderen werden lassen. Und das, das hat der kleine Minimann definitiv geschafft. 2015 wurde besonders und voller Liebe…

Vielleicht gibt es nicht DEN Moment. Vielleicht gab es diesen Moment schon und man hat ihn aus lauter Angst und Selbstzweifeln verpasst, vielleicht kommt dieser Moment erst noch und vielleicht wäre es zu einem anderen Zeitpunkt besser gewesen. Vielleicht sollte man auch einfach auf sein Herz hören, das Bauchgefühl reden lassen und auf das kleine Wunder warten, was manchmal schneller zu einem kommen kann, als man vielleicht glaubt. Vielleicht war der Moment auch einfach perfekt.

Die letzten Tage vor der Geburt

        

Mir geht es schlecht. Wahnsinnig schlecht. Mein Körper ist an seine Grenzen gestoßen und der letzte Frauenarzt Termin macht deutlich: So kann das alles nicht weiter gehen. Mein Blutdruck ist viel zu hoch, ich habe deutliche Wehen und alle Zeichen stehen auf Geburt. Mehrmals die Woche kapituliert mein Körper und ich liege mich übergebend auf dem Sofa, habe wahnsinnige Schmerzen und möchte nur noch weinen. Wir sprechen mit der Frauenärztin und sie sieht nur eine Möglichkeit: Die Einweisung zur Einleitung in die Klinik. 38+3 bin ich am heutigen Tag und aufgeregt fahren wir nach Hause, packen ein paar Sachen zusammen und fahren ins Krankenhaus. Da kommt aber alles ganz anders…
Sie wollen meinen Blutdruck überwachen und die Ergebnisse der Laboruntersuchung spricht eine deutliche Sprache: Verdacht auf Schwangerschaftsvergiftung. Einleiten wollen sie allerdings nicht, sondern lediglich stationär im Krankenhaus überwachen, bis zum eigentlichen Geburtstermin. Ich ringe mit den Tränen. Soll ich die Maus wirklich so lang allein lassen? Schaffe ich das psychisch? Nein. Definitiv Nein. Völlig aufgewühlt fahren wir nach Hause und gehen schlafen.
Am Samstag Abend muss der Mann abends arbeiten und nach vielen Gesprächen mit den Mädels geht mir diese Einleitungs- und Schwangerschaftsvergiftungssache einfach nicht aus dem Kopf. Ich google und klicke mich durch Kliniken, bis ich auf der Internetseite von dem Krankenhaus lande, was so ziemlich als letzte Option in Frage stehen würde. Aber was ich lese, klingt vertrauensvoll und gut und ich schicke dem Mann einen Screen. Innerhalb von Minuten entscheiden wir uns dafür, am nächsten Tag dort hinzufahren, mehr als wegschicken kann ja auch nicht passieren…
Am nächsten Morgen bin ich noch immer zwiegespalten. Sollen wir es wagen? Oder quäle ich mich bis zum ET weiter, überschreite immer wieder meine Grenzen und habe am Ende keine Kraft mehr für die Geburt? Aber mir geht es bereits so schlecht, dass jeder weitere Tag nur noch eine Qual wäre. Selbst die Frauenärztin sieht es genauso und war sich vollkommen sicher, dass ich um diese Zeit schon ein Baby im Arm halte und wünschte mir alles Gute – Nur das Krankenhaus spielte nicht mit…
Nach langem überlegen entscheiden wir uns endgültig dafür, in die Klinik zu fahren und schon sitzen wir im Wartezimmer des Kreissaal Bereichs. Ein CTG wird geschrieben, nicht eine Wehe ist zu sehen und wir warten gefühlt ewig auf eine Ärztin. Sie untersucht mich und wenigstens etwas Angst kann sie mir nehmen. Der Blutdruck ist normal und der Verdacht auf die Vergiftung wird kleiner. Wir führen ein langes Gespräch mit ihr und sie möchte alles mit der Oberärztin am Abend klären – Sie selbst darf keine Entscheidung treffen. Also fahren wir nach Hause, aufgewühlt, mit ein bißchen Hoffnung und viel Entmutigung. Warum sollte sich dieses Krankenhaus dafür entscheiden, wenn wir bei der anderen Klinik abgewiesen wurden?

Eine ganze Nacht lang müssen wir auf die Entscheidung warten, denn erst, wenn wir am nächsten Morgen im Kreissaal anrufen, werden wir wissen, ob wir vielleicht ganz bald ein Baby im Arm halten dürfen…