Es tut wieder weh

        

Es tut wieder weh. All die Gedanken, all die Momente, all die Erinnerungen, leise und still zerfetzen sie das Herz, dringen in deinen Kopf ein, lassen dich schlaflos werden.

Du gehst diesen Weg lang und das einzigste, an was du denken kannst, ist “Hier warst du schon mal, mit ihm.”
Er sagte dir, “Ich werde dir nie weh tun, ich werde dich auf Händen tragen, du bist die Frau, die ich liebe”, Wochen später gab es nur noch Schmerz.
Deine ganze Umwelt verändert sich, weil im Hinterkopf Gedanken sind. Jeden Moment nimmst du anders wahr, weil du daran denken musst.
Wenn du denkst, dass alles gut ist, verändert ein Moment alles. Von einer auf die andere Sekunde zerbricht deine kleine heile Welt und das einzigste, was du denkst, ist “Warum ich? Warum er? Warum ist es geschehen, wieso verändert sich ein Mensch so sehr, warum?”
Du hältst an den Tagen fest, an denen Berührungen zärtlich waren, Worte dir Liebe gaben und eigentlich weißt du, du belügst dich nur selber. Weil diese Momente selten waren, weil man täglich das Gefühl hatte, zu zerbrechen. Weil man sich bei jeder Berührung gefragt hat, ob es gleich wieder schmerzt, ob er geht, ob man wieder allein ist, ob alles vorbei ist.

Da war dieser Tag. Du hast gelacht, mit ihm. Er hat dir in die Augen gesehen, die Welt wurde ausgeblendet, es waren nur noch wir zwei. Wir beide unter so vielen Leuten, aber alles war egal. “Wie heißt du, was machst du, ich will dich wiedersehen.” Der Tag, der alles veränderte, weil ich ihn das erste Mal in meinem Leben sah, weil er mir den Kopf verdrehte und ich mich verliebte.
Wir sahen uns täglich, alles war so schön, das Lachen war echt, die Gefühle gut.
“Sei vorsichtig, er ist nicht so, wie du denkst”, Worte, die man ignoriert hat, weil man es besser wusste. Dachte man. Weil er sagte, er ist nicht so, weil er nicht so war, wie alle sagten.
Menschen ändern sich und man versucht, an schönen Dingen festzuhalten, ist im Glauben, es würde wieder besser werden.
Und dann ist da dieser eine Moment, die Worte, die dir brutal das Herz heraus reissen, Berührungen, die dich zusammen zucken lassen.
Liebe macht blind, so blind. Gefühle machen weich, lassen dich vergeben, aber nie vergessen. Lassen dich Dinge tun, wo dein Kopf lauthals aufschreit, aber es ist eine Herzenssache.
Irgendwann denkst du, du hast es geschafft.
Hast es hinter dir gelassen, hast ihn hinter dir gelassen. Dein Herz fühlt sich wieder frei, verliebt sich neu.
Er ist da, da für dich. Er ist es, der dir die Tränen wegwischt, die dieser andere Jemand verursacht hat, dich in den Arm nimmt.
Er nimmt deine Hand, dieser leichte Druck zeigt dir, dass du nur ihn brauchst, um glücklich zu sein.
Weil er anders ist, als alle Anderen, weil er dich nie so verletzen würde, weil er dich aufweckt, wenn der Albtraum von Neuem beginnt.

Du weisst nicht, wie das ist, wenn man morgens mit diesen Gedanken aufwacht und abends so schlafen geht. Du weisst nicht, wie das ist, wenn dir jemand dein ganzes Leben nimmt, dich für immer zerstört, dich Erinnerungen zerfressen und du schweißgebadet aufwachst, weil du diesen Moment immer und immer wieder durchlebst. Du hast es nie erlebt, du warst es, der dafür verantwortlich ist.
Und dann ist da dieses Gefühl.. Von unendlicher Traurigkeit, Wut. Traurigkeit, weil ein Mensch sich so sehr verändern kann, Wut, weil man ihn trotz all diesen Dingen nicht hassen kann.
Mir würde es soviel besser gehen, wenn ich dich hassen könnte. Dich verachten. Dich vergessen.
Und im nächsten Moment bin ich froh. Weil wenigstens ein Gefühl vergangen ist. Die Liebe. Die Liebe zu dir, die jahrelang da war, die es geschafft hat, mich selbst zu zerstören, die dir immer wieder eine Chance gab, die Fehler machte.
Diese Liebe gehört nun jemand anderen. Jemanden, der es verdient hat. Weil er wundervoll ist, toll, unglaublich. Dem ich vertraue, der mich in den Arm nimmt und mir im selben Moment nicht die Luft zum atmen nimmt.
Du sagst, ich würde immer zu dir zurück kommen, weil ich es immer tat.
So wie du dich geändert hast, habe aber auch ich mich geändert. Mein Herz hat sich entschieden. Vor über einem Jahr, in dem Moment, als ich ihn kennen lernte. Der Mann, mit dem ich mein Leben verbringen möchte, der Mann, der Schmetterlinge und keinen Schmerz verursacht, der mich zum weinen bringt, weil er mich so unglaublich glücklich macht.
Der für mich da ist, mir zeigt, dass Liebe unglaublich ist, der das Gefühl hervorbringt, dass ich keine Angst haben muss.
Mit ihm einschlafen und aufwachen. Stundenlang da liegen und sich bloß in die Augen sehen. Genießen, statt leiden. Glück, statt Schmerz. Lachen, statt weinen. Rumalbern, statt anbrüllen. Zweisamkeit, bei der man sich nicht allein fühlt.
All das konntest du mir nicht zeigen. Bei dir gab es nur Schmerz, Tränen, Leid und Angst.

Und ich habe Angst, Angst, dich wiederzusehen. Weil ich weiß, wie du bist, weil ich Angst habe, dir allein gegenüber zu stehen. Weil ich weiß, dass all das wehren nichts bringt, weil du drüber lachen würdest, weil du stärker bist. Weil ich nicht weiß, was dann passiert. Weil ich Angst habe, dass ein Teil der Vergangenheit wieder Zukunft wird. Dass du das tust, was du schon mal getan hast und ich keine Ahnung habe, was es diesmal für ein Ende geben würde.
Weil mein ganzer Körper zittert, aus Angst vor dir. Du bist mein Albtraum und ich will endlich entkommen. Bitte lass ich mich endlich aufwachen und nur noch vergessen.
Weil ich nun jemanden habe, den ich vom ganzen Herzen liebe und es mir weh tut, dass er all das mit ansehen muss, weil ich viel lieber einfach nur glücklich mit ihm wäre. Weil ich Angst habe, dass er mich irgendwann allein lässt. Weil all das zuviel wird und er’s nicht mehr will.
Bitte zerstör mir nicht auch noch mein restliches Leben. Du hast schon genug zerbrochen, zuviel, was für die Ewigkeit reicht.