Weihnachten – Fest der Liebe oder des Konsums und Hektik?

        

Ich pflege immer gern zu sagen, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist und besinnlich sein soll. Aber mal ganz ehrlich, das stimmt doch überhaupt nicht!
Im September sieht man schon überall Weihnachtsgebäck, Dekoration und ähnliches, Vorweihnachtsfreude, oder wie? Mitte November, spätestens Anfang Dezember kommen die Leute dann aus ihren Löchern gekrochen und rennen durch die Stadt um Geschenke zu kaufen. Im Kaufhaus schubst eine Frau die Nächste und an der Kasse heißt es dann Hektik pur. Sie kaufen und kaufen und kaufen, als wenn es kein morgen gäbe. Oder besser, als wenn morgen alles, aber wirklich alles ausverkauft wäre. Nichts von Besinnlichkeit, nein der Einzelhandel explodiert. Schreiende Kinder, überforderte Mütter, genervte Väter und mittendrin die Frage, was verschenke ich denn dieses Jahr? Ganz einfach: Dasselbe, wie letztes Jahr. Aber diesmal bitte mit Kassenbon beigelegt, weil eh die Hälfte wieder zurück geht.
In jedem Kaufhaus und in jedem Einkaufscenter hängt Weihnachtsdekoration (die manchmal so nett befestigt ist, dass eine Oma davon fast erschlagen wird, weil’s dann doch noch nicht so ganz fest war…), „Last Christmas“ dudelt in den Boxen und unechte Weihnachtsmänner laufen durch die Gegend. Das einzigst schöne im Dezember ist für mich jedes Jahr der Weihnachtsmarkt. Der ist aber die Hälfte der Zeit so überfüllt, dass man in 5 Minuten auch nur 5 Schritte machen kann. Dafür hat man aber glücklicherweise länger den Geruch von sämtlich leckeren Dingen in der Nase. Und muss aufpassen, nicht von jemanden geschubst zu werden, der schon den ein oder anderen Glühwein zuviel hatte. Herrlich!
Irgendwann ist es dann soweit, Weihnachten steht vor der Tür. Die Verwandtschaft trudelt ein und irgendwann werden die Geschenke verteilt. Natürlich muss bei jedem Geschenk ein herzliches Lächeln gezogen werden, man will ja nicht unhöflich erscheinen. Dann noch mehrere Male persönlich bedanken und sich freuen, als wenn man im Lotto gewonnen hat, auch wenn man das Geschenk wie jedes Jahr scheußlich findet, oder selbst ausgesucht hat. Nach der Bescherung schaut man nur noch kampflos auf die Uhr und hört sich nickend die Geschichten der Verwandten an. Ob es Krieg, Krankheit oder auch das allseits beliebte „Früher war alles besser“ Gespräch ist, man nickt immer mal und pflichtet zwischendurch dem Gesprächspartner mal bei, auch wenn man nicht die leiseste Ahnung hat, worum es denn eigentlich geht.
Und wenn man denkt, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, merkt man dass die Großeltern auf einmal witzig werden. Witzig? Oh nein, warum musste man ihnen denn auch, wie jedes Jahr, Wein schenken? Also, auf geht’s, es wird peinlich und man hofft auf den Augenblick, sich höflich zurück zu ziehen. Nur kommt dieser Moment nicht, da es noch Unmengen an Geschichten gibt, die unbedingt erzählt werden müssen (die übrigens auch jedes Jahr dieselben sind).
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt dann der erlösende Satz, „Es ist schon spät, ich glaube ich sollte auch mal so langsam gehen“. Ja, warum denn nicht schon früher? Mit klingelnden Trommelfell erhebt man sich und bedankt sich noch mal bei jedem einzelnen für diese wundervollen Geschenke und wünscht ihnen einen guten Nachhause Weg.
Puh, hat man’s jetzt geschafft? Ja, das denkt man zumindest. Bis auffällt, dass heute ja erst Heiligabend ist. Also sind da noch 2 Tage, an denen man dasselbe Schicksal zu erleiden hat.
Also dann, Prost, bis zum nächsten Jahr!

Vielleicht weilen ja noch Menschen unter uns, dessen Weihnachten ruhig, geordnet und besinnlich ist. All denen ein schönes Fest. An alle anderen, macht das Beste draus.
(Bitte beachtet die Ironie in diesem Posting und seht das alles mit einem kleinen Augenzwinkern…)