(Wedding) „Ja, ich will“, das zweite Mal – Kirche

        

Wir sind da, fahren den Weg direkt bis vor die Kirchentür. Der Fahrer öffnet die Tür und ich steige aus. Direkt wird das erste Foto von unserer Fotografin gemacht, wir begrüssen uns und auch der Pastor steht zusammen mit meinem Vater schon bereit. Die Kirchenglocken läuten und mein Bauch kribbelt.
Aber da war doch noch was? Ich frage in die Runde, wer nun meinen Brautstrauss hat, doch Niemand weiß es.
Die Trauzeugin und unser Fahrer mit seiner Frau gehen in die Kirche und schnell wird klar: Der Strauss wurde vergessen, liegt noch in der Vase, um Wasser zu bekommen.
Die Rettung ist mein Schwager. Direkt fährt er los und holt ihn. Es sind nur ein paar Minuten, doch es fühlt sich wie Stunden an.
Wir stehen vor der Kirchentür, mein Vater und ich, der Pastor und die Fotografin. Alle Gäste, mitsamt dem Bräutigam stehen in der Kirche bereit. Die Kirchenglocken läuten unentwegt und die Anspannung wird immer größer.
Nur noch ein kurzer Moment… Wenige Schritte vom Altar entfernt und das Herzklopfen so laut, wie die Glocken.
Der Brautstrauss ist da!

Nun wird es ernst. Die Fotografin geht in die Kirche.
Eingehackt bei meinem Vater öffnet sich die Kirchentür ein weiteres Mal, der Pastor geht vorran und wir folgen ihm. Mein Herz schlägt bis zum Hals, mir stehen Tränen in den Augen, ich lächle und habe Bauchkribbeln.
Die Kirchenglocken, die seit 10 Minuten zu hören sind, verstummen und es erklingen die ersten Töne von „My heart will go on“ auf der Orgel.
Mit Gänsehautfeeling schreiten wir hinein, alle Blicke sind auf uns gerichtet. Er übergibt mich dem Bräutigam und wir schauen uns an, sind kurz davor zusammen in Tränen auszubrechen. „Wehe, du heulst, dann muss ich das auch!“, flüstert er mir zu und wir setzen uns neben den Trauzeugen auf die Altarbank.
Stumm schauen wir uns an, lauschen der Musik. Ein Moment, den man nie vergessen wird.
Es ist pures Glück, wir sind glücklich, so unendlich glücklich. Ein Gefühl von bedingungsloser Liebe, als ich ihm in die Augen schaue…
Langsam geht das Lied dem Ende zu, die letzten Orgelklänge verschwinden und der Pastor beginnt…
„Viel Aufregung vorher, so ist das manchmal und jetzt legt sich das aber. Alle haben gewartet, aber mit Geduld. Keiner ist rausgerannt, manchmal ist das so, es läuft nicht alles glatt. Aber gut laufen kann es und soll es heute für euch beide….
Ihr seid hierher gekommen, weil ihr euch entschieden habt für einander und dafür entschieden habt, dass ihr ein Leben lang zusammen bleiben wollt, dass ihr euch das Versprechen geben wollt…“
Das erste Gebet beginnt und das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ als Hochzeitsversion folgt… Ein Psalm wird vorgelesen.
„Liebe Christina, lieber Sebastian, der Film „Titanic“, ein besonderer Film in der Filmgeschichte insgesamt. Er wurde als Jahrhundertfilm bezeichnet, gilt heute als der erfolgreichste Kinofilm aller Zeiten. Ein besonderer Film besonder für euch beide. Wir hörten ja zum Eingang der Braut, auf euren ganz besonderen Wunsch hin, dieses eine Lied aus diesem Film.
In diesem Film singt es eigentlich die Rose am Ende des Films, sie hatte nach der Schiffkatastrophe viele Jahre zuvor, ihren, in den Fluten des kalten Atlantiks versinkenden Jack zugerufen „Komm zurück“. Und genau das geschieht in den letzten Sekunden des Films, kurz bevor im Kino das Licht angeht und das Lied eben dann erklingt.
Die alt gewordene Rose geht in der Nacht zum Heck des Expeditions Schiffes, das unterwegs war zur Titanic, die viertausend Meter tief im Atlantik versunken liegt. Sie klettert auf die Reling und man fragt sich, was wird sie jetzt tun? Wird sie springen? Aber sie wirft ihren Diamanten ins Wasser, ihre Verbindung zu Jack, ihre Verbindung, die sie seit dem Ereignis festgehalten hat. Nun ist sie wieder hergestellt, die Verbindung, da dieser Diamant im Wasser ist.
Übrigens in den Details heißt es dann, das Lied erklingt zu dieser Szene, „Jede Nacht in meinen Träumen sehe ich dich, ich spüre dich und ich weiß, dass du weiter lebst. Weit her über Zeit und Raum zwischen uns, bist du gekommen, um mir zu zeigen, dass es weiter geht. Nah oder fern, wo du auch bist, ich glaube daran, dass das Herz weiter schlägt. Du öffnest einmal mehr eine Tür, du bist hier in meinem Herzen und mein Herz wird es weiter und weiter tragen.
Die Liebe kann uns einmal treffen und ein ganzes Leben lang dauern und niemals aufhören, bis wir alt sind.
Liebe war, als ich dich liebte, das ist die Wahrheit, die ich festhalte.
Ja, in meinem Leben werden wir immer weiter leben, es gibt eine Liebe, die niemals vergeht.
Du bist hier und es gibt nichts, was ich fürchte. Ich weiß, dass mein Herz weiter schlagen wird, so wird es immer für uns bleiben. Du bist geborgen in meinem Herzen und mein Herz wird es immer weiter tragen.“
Bewegende Worte über die Liebe. Ich habe daran gedacht, ob diese Geschichte von „Titanic“ überhaupt geeignet ist, erwähnt zu werden, am heutigen Tag, am Tag eurer Trauung, denn eigentlich ist das ja ein Film, der von der vordergründigen Liebesgeschichte her, eher melancholisch wirkt, die traurig macht, auf jeden Fall berührt und bewegt. Es wird angenommen, dass in keinem Kinofilm zuvor soviel geweint wurde…
Eine Geschichte von Einem, der sein Leben gegeben hat, damit die Andere leben kann. Und wie diese Liebe, bis hin ins hohe Alter, die Rose geprägt hat und wie sie am Ende die Hoffnung hat, mit ihrem Geliebten vereint zu werden und mit dieser Hoffnung dann endlich getrost auch sterben kann….
Eine Liebe, die selbst durch den Tod nicht zuende ist, sondern weiter lebt, über den Tod hinaus noch Bestand hält und die noch Aussagekraft hat über den Tod hinaus.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese Drei. Aber die Liebe ist die Grösste unter ihnen…

Der Trauspruch, den ihr euch ausgesucht habt, steht im Kolosserbrief im dritten Kapitel, Vers 14. Über alles zieht aber an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Über alles aber zieht an das Band der Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
Und ich denke das wird euch heute hier jeder wünschen, dass ihr die Liebe sozusagen immer wieder, wie ein Kleid oder Anzug anziehen könnt, oder dass ihr die Liebe immer wieder nehmen könnt, wie ein Band, um das Zerstreute zusammen binden zu können.
Ihr habt ja über manches Band gesprochen, dass ihr euch geschenkt habt, als Kette, als Ring, was auch Bedeutung, symbolische Bedeutung hat. Heute habt ihr auch ein Band in der Hand sozusagen, im Sinne des Brautstrausses. Auch da ist ein Band und was wäre ein Brautstrauss in seiner ganzen Pracht, wenn die Blumen nur lose wären. Was jeder einzelne sozusagen mitbringt, einbringt, nein, es ist schöner, in schöner Ordnung, wenn ein Band drum ist.
Vielleicht erinnert ihr euch an das Band der Liebe, dass in dieser Weise genutzt werden soll, genutzt werden will. Es soll, dass was jeder einzelne mitbringt, zusammenbinden. Vielleicht auch manche trockene Blume, die man dann verstecken kann, wenn man ein Gebinde macht.
Langsam ist eure Liebe gewachsen, ein Dreivierteljahr habt ihr euch nur geschrieben. Das muss man sich mal wirklich klar machen, ein Dreivierteljahr haben die beiden sich nur geschrieben, jeden Tag. Kein Treffen, aber ich denke auf dem schriftlichen Weg, jeden Tag dennoch, hattet ihr wertvolle Begnungen. Und vielleicht grade auf diesem Weg, des nur schriftlichen voneinander hören, voneinander lesens, ist das was der Andere zum Ausdruck gebracht hat, besonders wertvoll geworden. Und so wird es wohl sein, Begegnung heisst ja nicht nur alles zusammen machen, sondern dass man im Wesentlichen diese Momente miteinander teilen kann, in denen wahre Begegung möglich ist, in denen sozusagen die Sprache der Liebe gesprochen wird und auch verstanden wird, die Sprache, die der Andere verstehen kann.
Ihr seid einander auf unterschiedlichsten Wegen begegnet, langsam ist immer mehr daraus geworden. Jeder hatte anfangs ja auch noch ein gutes Stück für sich zu gehen, so darf ich sagen, der Eine durch einen Unfall aus dem Alltag gerissen, die Andere auf dem Weg des Herzens innerlich wieder neu zu öffnen, ganz vorsichtig und dann doch gelungen.
3 weisse Rosen spielten eine Rolle und ihr wisst vor allem, welche Symbolkraft diese 3 Rosen für euch behalten. Ich sehe auch weisse Rosen auf dem Brautstrauss, auf dem wir ja alle so lange gewartet haben. Vielleicht ja ganz ähnlich, wie bei eurer Anfangsgeschichte und heute seid ihr hier um euch vor Gott und aller Welt das Versprechen zu geben und ein Leben lang zusammen bleiben zu wollen, mit dem Wunsch für die Zukunft, dass es so bleibt, wie es jetzt zwischen euch ist. Ihr versucht ja, soviel wie möglich zusammen zu machen, vom einkaufen bis hin zu Stadtbesuchen in Hamburg. Und es ist wohl seine Geduld und Beständigkeit, seine Verlässlichkeit und Ruhe, die er zumindest austrahlt, ich weiss, heute vor dem Gottesdienst war das nur das Äußere, im Inneren sagte er nämlich, ist er ganz schön unruhig. Aber es ist wohl diese Verlässlichkeit und Ruhe, die ihr bei manchem Aufbrausen oder auch in sich versunken sein hilft, geholfen hat, helfen wird. Und es ist wohl ihr Charme, der so manches wettmacht, sodass ihr sagen könnt, in all den Jahren haben wir uns noch nie so wirklich ernsthaft zerstritten. Das habt ihr gesagt und ich glaube, jeder wünscht euch das auch für für die nächsten Jahre.
Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Es gibt manches, dass euch verbindet, schon jetzt, auch die Liebe zu den Tieren z.B., die Kollekte ist ja bestimmt für das Tierheim, ganz bewusst ausgewählt von euch und die Zeit für einen guten Kaffee verbindet euch. Aber auch das ausprobieren vom Neuen und nicht nur die eine Sorte, ihr macht ja Seminare bei Starbucks in der Waterfront unter Anderem. Wer die Beiden kennt, kennt glaube ich die Geschichte mit Starbucks. Und dennoch gibt es diesen Trend bei euch, altes zu würdigen, vielleicht, weil es Erinnerungen weckt an eure Geschichte. Wie war das, Caramel Frappuccino, Sie lactosefrei, er fettarm, beide mit Sahne, mit Espresso Shoot extra…
Aber so ist das zwischen Liebenden, dass sie die Sprache des Anderen verstehen, dass sie die Sprache des Anderen beherschen und mehr und mehr auch sprechen wollen. Dass gemeinsame Suchen, was macht dem Anderen Freude, wo sind seine empfindlichen Stellen, wie kann ich damit umgehen. Wie kann ich ihm begegnen, dass es gut wird, dass Begegnung gelingt.
Ich wünsche euch jedenfalls im Sinne eures Trauspruchs, dass ihr es versteht, verstehen werdet, sozusagen immer wieder in eines der Rettungsboote, die noch da sind, auch einzusteigen, nicht zu warten, bis die Rettungsboote weit weg sind, wenn eins dem Untergang geweiht zu scheinen seid, wenn alles droht, unterzugehen, sozusagen wie bei der Titanic. Dass ihr immer wieder an eure Liebe glaubt, wenn es schwierig wird, dass ihr die Liebe immer wieder wie ein Band benutzen könnt, dass ihr handgreiflich werdet, nicht nur reden „Ich liebe dich“, sondern dass eure Liebe immer wieder neuen Ausdruck gewinnt….
Die Kraft dieser Liebe haben wir nicht aus uns selbst, wer sie hat, dem vergeht sie womöglich sehr schnell, sich hinzugeben dem Anderen, ohne sich zu verlieren. Die Kraft dazu können wir nur haben, wenn wir immer wieder auftanken können, aus solcher Liebe schöpfen können….
Nachdem die Rose im Film ihren Diamanten ins Wasser geworfen hatte, das also, was sie verbunden hatte mit Jack, stirbt sie. Kann sie endlich sterben, denn sie hat sich wieder mit ihrem Geliebten vereint, geistig vereint. Und da wird sie ganz ruhig und schläft friedlich in der Nacht ein und der Zuschauer sieht, wie auf einmal ein neues Licht in das tote Wrack fällt, unter Wasser die Türen öffnen sich und da ist dann Jack. Er steht an der Uhr, es ist Mitternacht, der neuer Tag beginnt und ein neues Leben beginnt. Und Alle sind sie wieder da, sie stehen Spallier, wie bei einer Hochzeit, wenn der Bräutigam wartet. Und wie der Bräutigam am Altar, dreht er sich um zu Rose und es geht in Erfüllung, was Minuten vor dem Untergang in dem Film, was ein Priester im letzten Buch der Bibel rezitiert hat: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn die erste Erde und der erste Himmel sind vergangen und das Meer ist nicht mehr und Gott wird abwischen alle Tränen von den Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen, denn das erste ist vergangen.“
Ja, ich wünsche euch solch eine Liebe, solch einen Glauben, solche Hoffnung. Nicht nur jetzt, sondern alle Zeit. Amen.

„In Wasser fällt ein Stein“ wird gesungen und wir haben noch einmal Zeit, all das gesagte zu verarbeiten und durchzuatmen.
„Ich möchte euch beide nun bitten aufzustehen.“ Der Moment des Ja-Worts ist gekommen.
„In der Bibel stehen Aussagen über das Zusammenleben von Mann und Frau, einige davon sollt ihr nun hören, sie sollen euch die Zielvorstellung zeigen, Perspektiven öffnen, die uns gegeben sind durch die heiligen Schrift der Ehe…“
Der Pastor zitiert einige Dinge aus der Bibel und wir stehen und hören ihm zu. Schauen uns immer wieder an und mein Herz klopft immer schneller. Trotzdessen, dass wir standesamtlich schon verheiratet sind, dies hier ist was anderes. Die Atmosphäre, die gesagten Wörter, die Fotografin, Familie, Freunde, alle sind da. Und alle Blicke sind auf uns gerichtet.
„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles, die Liebe hört niemals auf.“
Der Pastor legt sein Buch zur Seite, nimmt ein Anderes und bittet uns, nach vorn zu kommen. Es ist soweit…
„Lieber Sebastian, liebe Christina, ihr habt gehört wie Gott euch in eurer Ehe leiten will, was er euch als Zielvorstellung sozusagen mitgibt durch sein Wort und wie er seine Ehe mit euch, die Ehe, die ihr schließt, segnen will und darum frage ich euch, Sebastian, willst du Christina als deine Ehefrau aus Gottes Hand annehmen, sie lieben und ehren, Freude und Leid mit ihr teilen und ihr die Treue halten, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte „Ja, mit Gottes Hilfe“.“
„Ja, mit Gottes Hilfe“ antwortet er, ich sehe ihn an und mir stehen die Tränen in den Augen.
„Christina, willst du Sebastian als deinen Ehemann aus Gottes Hand annehmen, ihn lieben und ehren, Freude und Leid mit ihm teilen und ihm die Treue halten, bis dass der Tod euch scheidet, so antworte auch du mit „Ja, mit Gottes Hilfe“.“
Ich antworte, unterdrücke meine Tränen und muss lächeln.

Der Pastor redet weiter, „So reicht einander die rechte Hand“, wir wenden uns einander zu und halten die Hand des Anderen, während der Pastor uns das Ringkissen reicht, „Und gebt einander diese Ringe als Zeichen eurer Liebe und Treue.“
Der frisch gebackene Ehemann zupft am Band und steckt mir den Ring an, ich tue es ihm nach. Der Pastor legt seine Hand über unsere und spricht: „Wie ein Ring noch Anfang noch Ende hat, so soll eure Ehe kein Ende haben, soll eure Liebe kein Ende haben. Anfangs sind die Ringe immer glänzend und glatt, im Laufe der Zeit bekommen sie Kratzer, bekommen sie Schrammen, so ist es auch in eurer Ehe, so wird es euch gehen, aber innen werden die Ringe immer glatter, immer glänzender durch den Gebrauch. Und so soll es auch in eurer Ehe sein, so soll es euch ergehen. Und jeder hier wünscht euch herzlich, dass euch der Glanz im Inneren und im Grunde eurer Ehe und eures Lebens nicht verloren geht. Was Gott zusammen gefügt hat, dass soll der Mensch nicht scheiden, ihr bewahret euren Wunsch, den ihr vor Gott und mit seiner Hilfe geschlossen habt. Er lasse euch wachsen, er lasse euch reifen, zu immer mehr Güte und Menschlichkeit, dass ihr einander immer wieder begegnet mit der Gesinnung dieses Ergebnisses durch Jesus Christus. Amen. Fangt nun den Segen Gottes.“ Wir drehen uns, die Hände immer noch haltend, zu ihm und der Pastor legt seine Hände über unsere Köpfe.
„Und so komme der Sege Gottes des Vaters, des Allmächtigen, des Barmherzigen auf euch und bleibt bei euch. Er führe und leite euch durch seinen Geist, der uns gegeben ist durch Jesus Christus. Wir finden seinen Frieden. Amen.“
Der Pastor gratuliert uns, wir drehen uns einander zu, er grinst mich an, legt eine Hand um mich und die Andere an mein Gesicht und küsst mich. Ein Kuss, der vor Liebe nur so sprüht, mein Herz klopft und spüre einfach nur pures Glück. Er und ich. Wir. Für immer.

Wir setzen uns wieder auf die Bank und der Pastor stimmt das dritte Lied, „Lobe den Herren“ an. Zeit, noch ein paar kurze Worte mit unseren Trauzeugen zu wechseln, sich zu entspannen und einfach glücklich zu sein.
Das Lied verstummt und der Pastor spricht seine letzten Worte, das letzte Gebet und alle gemeinsam stehen zum letzten Segen auf.
Die Orgel erklingt und es ist Zeit, die Kirche zu verlassen. Mein Neffe, unser Blumenkind, nimmt sein Körbchen und streut weisse Rosenblätter, der Pastor geht und wir folgen ihm, Hand in Hand.
Hand in Hand als Ehepaar. Seit heute gehören wir noch mehr zusammen, als Ehefrau und Ehemann. Mit Schwur, Vertrag und purer Liebe. Liebe, die ehrlich und bedingungslos ist. Unsere Liebe.

(Wedding) Time for a break – Das längste warten meines Lebens

        

(Unbezahlte Werbung, da sichtbare Marken in Bildern)

Unmengen an Fotos wurden geschossen, mit Sekt und Orangensaft angestossen, bis wir nun, als frisch verheiratetes Ehepaar, gemeinsam wieder ins Auto stiegen.
„Just married“ Fahnen wurden an’s Auto gehangen und das Hupkonzert nahm seinen Lauf.
Und was macht man so, wenn man grad getraut wurde?
Genau, sich verliebt anschauen, die Hand des Partner’s halten und… Twittern!
Die ersten Fotos wurden schnell gepostet, der Mann änderte direkt seinen Nachnamen bei Facebook. Unsere Handys explodierten nur so von Glückwünschen und an dieser Stelle möchte ich mich bei wirklich Jedem bedanken, der an unserem Tag an uns gedacht hat. Soviele Tweets, Pinnwandeinträge und Nachrichten!
Es war unglaublich, wieviel Anteilnahme gezeigt wurde und wie ihr euch für uns gefreut habt. Danke! Danke, Danke, Danke.

Wir kamen beim Friseursalon an und ein letztes Mal an diesem Tag hieß es Abschied nehmen.
Ein Kuss, ein Blick, der vor Verliebtheit strotzt und meine Mutter und meine Trauzeugin begleiten mich. Die restlichen Gäste gingen frühstücken und überbrückten so etwas Zeit.
Kaum angekommen ging es an’s schminken. Smokey Eyes sollen es werden.
Hier etwas Make-Up, da noch Puder, Lidschatten, Eyeliner, Mascara – Und das erste Mal in meinem Leben trage ich etwas anderes als farbloses Gloss oder Lipbalm auf den Lippen.
Weiter geht es mit den Haaren. Erst wird gewaschen und ehe ich mich versehe, sitze ich unter der Trockenhaube mit Lockenwicklern im Haar. Was für ein Anblick!
In der Zwischenzeit das Handy gezückt und mit dem Herzensmann geschrieben.
„Ich bin jetzt noch glücklicher als vorher mit dir, ich liebe dich noch viel viel mehr! Und ich war mega froh, als du auch Ja gesagt hast… Die Zeit soll schneller rumgehen… Will endlich in der Kirche stehen!… Ich liebe Dich, für immer und ewig..“
Das war nur ein Teil seiner Nachrichten. So kann die Zeit doch nur gut rumgehen, oder?
Die Haare werden hochgesteckt, der Schleier gesteckt, das Diadem wird gesetzt.
„Fertig“ Ich schaue mich im Spiegel an und bin überwältigt. Was für eine krasse Verwandlung…
12.44 Uhr. Mein Vater schluckt, als ich ins Auto steige, zusammen fahren wir zu meinen Eltern, der frisch getraute Ehemann wartet in unserer Wohnung.
Ein kurzes Ausruhen, Luft schnappen, hinsetzen und begreifen.
Da war es, der Moment, auf den wir seit Monaten warten. Wir haben „Ja“ gesagt, uns die Liebe geschworen. Und nun sind wir hier und stehen bald in der Kirche. Im weißen Brautkleid, vor dem Pastor. Die Zeit rennt…
„Ist alles fertig, liegt alles bereit.. Ich bin nervöser, als heute morgen!“, schreibt der Mann. Ich schicke ihm ein letztes Foto von Carrie, sie wurde grade umgezogen und strahlt nun in ihrem traumhaft schönem rosa Kleid.
Nun bin ich dran.
Das Kleid wird vom Kleiderbügel genommen, der Reissverschluss geht auf, ich steige hinein, ziehe es hoch. Meine Mutter richtet den Tüll, ich wechsel Kette und Ohrringe.
So stehe ich nun vor dem Spiegel. Als Braut. In einem weißen Kleid voller Tüll und Glitzerpailletten. Mit Schleier und Diadem im Haar. Wow…
Es klingelt an der Tür und ich mache auf. Unser Fahrer und seine Frau sind da, beide genauso begeistert.
Mein Vater kommt aus dem Garten. Er kriegt Tränen in den Augen und schon kämpfe auch ich damit.
Carrie wird ins Auto meiner Eltern gebracht, bekommt noch etwas zu Essen, sie ist hundemüde, sie holen ihn nun ab und fahren zur Kirche.
Zusammen mit meiner Trauzeugin steige nun auch ich ins Auto…
14.20 Uhr, es geht los. Die letzte Nachricht wird verschickt: „Wir sind auf dem Weg und du gleich auch!“ Eine Minute später kommt prompt die Antwort: „Wir auch!“
Unser Fahrer fährt noch kurz an unserer Wohnung vorbei, schauen, ob sie wirklich weg sind. Wir fahren an den Bahnschranken vorbei und selbst der Zug hupt für uns.
Kleine Mädchen auf dem Fahrrad schauen neugierig zu den getönten Scheiben des Autos und langsam steigt meine Nervosität.
In wenigen Minuten steige ich aus dem Auto aus und werde von meinem Vater zum Altar begleitet. Werde zum zweiten Mal an diesem Tag „Ja“ sagen. Glück überströmt mich und ich kämpfe wieder einmal mit den Tränen.

(Unsere Fahnen am Hochzeitsauto / Warten beim Friseur / Das Foto, was dem Herzensmann geschickt wurde / Auf dem Weg in die Kirche)

(Wedding) Just married – Standesamt

        

05:00 Uhr, der Wecker klingelt und totmüde kuschel ich mich erst nochmal zurück in die Bettdecke.
Der letzte Abend war viel zu lang, die letzten Einzelheiten sollten in der Location geklärt werden und es gab Tränen, Wut und unglaubliche Dankbarkeit an die Person, die es letztendlich in die Hand genommen hat.

Nichts sah nach einer Hochzeitsfeier aus, was abgesprochen wurde, wurde nicht gemacht und das Drama nahm seinen Lauf – Bis zum guten Ende. In letzter Minute wurde noch ein Hochstuhl zur Location gefahren, unsere Musikanlage aufgebaut, die Tischdekoration über den Haufen geworfen und einfach nur gehofft, dass am großen Tag doch alles so wird, wie gewünscht…
Seufzend stehe ich auf, Mann und Kind schlafen noch eine weitere Stunde. Das letzte Mal unverheiratet aufgewacht, die letzten Stunden, bevor es „Ja, ich will“ heisst…
Noch ist keine Nervosität da, bei dem Mann aber dagegen steigt sie.
Der letzte Check, ob alles da ist, was man braucht und dann wird sich angezogen. Hose, Hemd, Weste, Jacket, Schuhe, Krawatte und ich schlüpfe in mein Standesamtkleid. Ein letztes Mal die Schuhe auswählen – Herz Absatz oder doch die etwas flacheren „Ersatz“ Schuhe? Ein Wahnsinnsgefühl, im Kleid und Anzug stehen wir vor dem Spiegel, in wenigen Stunden sind wir Mann und Frau… Auch Carrie wurde angezogen und ehe man sich versah, klingelte es an der Tür und pünktlich auf die Minute standen die Trauzeugen mitsamt Freund und Freundin da.
Noch ein kurzes Ausruhen auf dem Sofa und es klingelte wieder. Meine Mutter war da, bereit, unser Mäuschen ins Auto zu verfrachten und zum Standesamt los zufahren.
Die Trauzeugin wurde beauftragt, sich um die Ringe zu kümmern und los ging es.
Draußen standen wir dann, meine Schwester mit ihrer Familie kam auch grad an und wir warteten auf unseren Fahrer. Alle waren da – Nur er fehlte. Doch kurze Zeit später kam er und der Blick auf die Motorhaube löste bei mir erstmal ein Quitschen aus.
Beim Polterabend wurde dem Mann noch der eigentliche Autoschmuck umgehangen, ein Kauf bei Ebay, der voll in die Hose ging. Unser Fahrer wollte sich das nicht mitansehen und kümmerte sich schlussendlich selbst drum – Unsere Überraschung zur Hochzeit.
Tolles Auto und wunderschöner rosa Autoschmuck. So soll das sein!
Ein letzter Stop beim Floristen, Brautstrauss, Trauzeugen Strauss, Bräutigam und Brautvater Rosenanstecker und die Streublüten für die Kirche wurden eingeladen und nun ging es endlich los zum Standesamt.
Trotz Parkverbot hielten wir direkt davor, fuhren hoch und wurden schon von allen anderen Anwesenden begrüsst.
Die ersten Tränen wurden von mir heruntergeschluckt, als ich die Gäste umarmte, es war einfach die pure Freude, dass der große Tag endlich gekommen war.
Ein paar Fotos noch und dann kam die Standesbeamtin und wir gingen in den Trauungsraum.
Der große Moment ist da!

Das erste Begrüssen. Die ersten Worte. „Es ist eine Internetliebe“, beginnt die Standesbeamtin..

Und macht weiter mit einer Geschichte über die Liebe, die um Hilfe bat (<a href=“http://www.zeitzuleben.de/2825-die-insel-der-gefuhle“ target=_blank>HIER</a> nachzulesen).
„Mit der Liebe beginnt eigentlich alles, was man sich zu Zweit vornimmt.. Sie haben ein Kind, sozusagen schon die Krönung ihrer Liebe..
Dass, auch wenn sie vielleicht 50 Jahre verheiratet sind, noch genauso gern die Hand des Anderen halten, dass sie sich weiterhin verliebt anschauen und denken, „Das ist der Partner, den ich haben wollte und mit dem ich mein ganzes Leben verbringen möchte“.
So und jetzt habe ich ihnen ein ein bißchen was erzählt, jetzt erzählen sie mir was. Und dazu, möchte ich sie beide bitten, gemeinsam aufzustehen…
Ich frage zuerst den Bräutigam, dann haben sie noch einen ganz kleinen Moment Bedenkzeit.“
Es wird gelacht, wir schauen uns an, atmen tief durch…
„Sebastian G., ist es ihr eigener Wille, der mit der hier anwesenden Christina die Ehe einzugehen, dann antworten sie bitte mit „Ja“.“
Wir halten die Hand des Anderen, ich schaue ihn an und er sagt „Ja“.
Ein Lächeln und die Augen wandern weiter zu mir. „Christina V. ist es auch ihr eigener Wille, die Ehe mit Sebastian S. einzugehen, so antworten auch sie bitte mit „Ja“.“
„Ja.“, ein Lächeln und pures Herzklopfen.
„Und da sie beide meiner Frage übereinstimmen und mit „Ja“ beantwortet haben, sind sie nun mehr Kraft Gesetz rechtmäßige Eheleute. Ich gratuliere Ihnen.“

Wir schauen uns an, halten beide die Tränen zurück und lächeln. Meine Trauzeugin hält uns das Ringkissen und wir stecken uns die Ringe an. Immer noch halten wir die Hand des Anderen fest umschlossen, die Ringe nun endlich um den Finger und das Glück endlos.
Der erste Kuss als Ehepaar. Er hält meine Hand, legt die andere Hand auf meinen Rücken. Im Hintergrund hört man das Klicken der Kamera, aber all das nehme ich in diesem Moment kaum wahr.

Wir sind verheiratet. Mann und Frau. Ein „Ja“, was soviel bedeutet, soviel Herzflattern bereitet und soviel Glück ausstrahlt. Einer der schönsten Küsse, denn er besiegelt, was wir schon lange sind. Ein Paar, was zusammen gehört.
Die Niederschließung wird vorgelesen, Carrie lacht fröhlich im Hintergrund.
Das Dokument wird uns überreicht und nun wird es amtlich. Er unterschreibt mit seinem neuen Nachnamen, ich ebenfalls. Die Trauzeugen unterschreiben und die ersten Klänge von dem Song „Unsterblich“ von Luxuslärm erklingen. Der Raum wird still, wir schauen uns an, ich kämpfe mit den Tränen. Meine Trauzeugin macht es nochmal deutlich: „Ihr seid nun verheiratet.“, lächeln, glücklich sein.

Immer wieder sehen wir uns an, lachen, küssen uns, haben Tränen in den Augen. Tränen vor Glück, vor Freude, vor Liebe.
Die Standesbeamtin liest uns ein Gedicht vor.
„Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht, nicht soll uns davon abhalten
Es ist egal, ob ich dich durch Eiseskälte führe oder durch die umbarmherzige Nässe eines Sommertages
Wir wollen diesen Weg gemeinsam gehen und dadurch spielt es keine Rolle,
ob der Weg schwer ist oder leicht, breit oder schmal, steil oder eben, grade oder kurvenreich, leicht oder voller Hindernisse, kurz oder lang, abwechslungsreich oder eintönig, einsam oder belebt
Und sicher wird es immer beides geben,
mal Freude und mal Leid, Glück und weniger Glück, Sturm und Windstille
Es soll unser Weg sein, unser gemeinsamer Weg.“
Die letzten Klänge des Songs. „Mit ganz ganz viel Liebe im Herzen ist alles möglich.“
„Und sollten sie einmal ganz traurig sein und keine Liebe mehr spüren, dann denken sie an die schöne Zeit, bis heute, wo sie sich hier eingefunden haben und sich das Ja-Wort gegeben haben, denn bis dahin war wirklich alles schön. Vielleicht haben sie sich auch mal gestritten, aber im Grunde genommen, die Liebe im Herzen, die macht das ganze Leben aus.“
Sie beendet ihre Rede mit einem Spruch von Jochen Mariss:
„Auf der Treppe der Liebe ist genug Platz um Hand in Hand nebeneinander zu gehen und es ist genug Zeit, um in aller Ruhe abzuwarten, bis beide soweit sind, die nächste Stufe zu nehmen“
Für diese Stufe waren wir bereit. Bereit, Mann und Frau zu werden. Den gleichen Nachnamen zu tragen, offiziell zusammen zu gehören. Bereit für „Ja, ich will“.